Europas Chance

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Martin Kobler und Co-Autor Peter Köpf interpretieren Trumps Disruption in ihrem Buch „Weltenbeben“ als „Europas große Chance“ und liefernArgumente gegen die Angststarre und für Optimismus“.

Zitate und Schlaglichter von A bis Z

Afghanistan: Afghanistan war eine Prüfung: für internationale Politik, für multilaterale Zusammenarbeit, für moralische Haltung. Wir haben sie nicht bestanden.

Afrika: Das Image des Westens hat in Afrika an Strahlkraft verloren. Die einstigen Kolonialstaaten fühlen sich noch immer bevormundet von den arroganten Giganten, die ihnen ihre Werte oktroyieren und ihre Rohstoffe stehlen wollen. Ausgerechnet China und Russland nutzen das erfolgreich aus.

Kongo: Für mich war das Massaker in Mutarule (Ostkongo) eine Art Weckruf. Der „Pazifist“ erkannte endgültig die Notwendigkeit, Waffen einzusetzen, um Leben zu retten.

Libyen: Dass die UN in Libyen keinen Erfolg hatte, lag auch daran, dass wir – anders als in Ostkongo – keine UN-Truppen hatten und die Internationale Gemeinschaft keinen Plan hatte, wie es nach dem Bombardement weitergehen sollte.

Nahost: Israel hat wie jeder andere Staat alles Recht, sich gegen Angriffe zu verteidigen. Aber es gilt auch, dass sich diese Verteidigung im Rahmen des Völkerrechts bewegen muss; sie muss verhältnismäßig sein. Der Überfall der Hamas mit all den Toten, den Entführten, den Traumatisierten rechtfertigt eine israelische Gegenreaktion dieser Wucht nicht.

Russland/Ukraine: Politiker und Journalistinnen, Militärexpertinnen und Wissenschaftler übertreffen sich in ihren Rufen nach Aufrüstung. Sie vernachlässigen Diplomatie und Prävention, in den vergangenen Jahrzehnten eine große europäische, namentlich auch deutsche Stärke. Das ist die gravierendste Nachlässigkeit dieser katastrophalen Kriegsjahre. Wir brauchen beides, Wehrhaftigkeit und Gesprächsfähigkeit. Diplomatie darf kein Schimpfwort sein.

UNO: In António Guterres‘ Amtszeit wurde Peacekeeping deutlich geschwächt. Ein Generalsekretär sollte nicht dessen Totengräber sein. Im Kongo mutet das neue Motto von den afrikanischen Lösungen für afrikanische Probleme wie eine Flucht vor der Unübersichtlichkeit an.

Vermächtnis: Was bleibt von diplomatischer Arbeit, wenn sich die Hoffnungen, die man hegte, nicht erfüllen? War es vergeblich? War ich ein Don Quijote, der gegen Windmühlen kämpfte?

Wunsch: Ich habe einen Traum: Was wäre, wenn die EU all ihre Milliarden der Entwicklungshilfe auf Schulen konzentrierte? Wenn sie die kleinen Lebenshilfen privaten Initiativen überließe und den Straßenbau und die Staudämme der Privatwirtschaft.

Zuletzt: „Es steht nirgends geschrieben, dass die Europäer sich in der Welt neuer Großmachtrivalitäten nicht behaupten können.“ (Jörg Lau in der ZEIT)

Martin Kobler mit Peter Köpf: „Weltenbeben. Europas Chance auf neue Strahkraft“, erschienen im Oktober 2025 im Europa Verlag, 368 Seiten, 28 Euro

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