Sind sie nun „faul oder unfähig?“, die Männer. „Sie putzt, kauft ein und organisiert“, schreiben Anke Schipp und Lucia Schmidt in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. „Er macht nichts.“ Neben allerlei Statements ihrer Freundinnen rufen die beiden auch das Statistische Bundesamt als Zeugen auf, das ermittelt hat, dass Frauen durchschnittlich 3,19 Stunden mit Haushaltsführung verbringen, Männer – nein, nicht null – 2,04 Stunden. Auch das ist natürlich ungerecht.
Ungerecht ist auch, dass die beiden Autorinnen den anderen Teil der Statistik unterschlagen: Laut Zahlen von 2015 sind 53 Prozent der deutschen Erwerbstätigen zwischen 15 und 64 Jahren Männer und 47 Prozent Frauen. Drei Viertel der Männer stehen in sogenannten Normalarbeitsverhältnissen: mehr als 20 Stunden, sozialversicherungspflichtig, unbefristet, direkt für den Arbeitgeber; unter den Frauen sind das nur 60 Prozent. Jede zweite der erwerbstätigen Frauen arbeitet in Teilzeit (nur jeder neunte Mann), oftmals sogar weniger als 20 Stunden, geringfügig oder in befristeten Arbeitsverhältnissen.
Die beiden FAS-Autorinnen schreiben über erwerbstätige Mütter. Die Zahlen der Statistiker: 61 Prozent der Mütter von Kindern bis 17 Jahren sind aktiv erwerbstätig. Etwa zwei Drittel der erwerbstätigen Mütter von Kindern im Alter von bis zu neun Jahren arbeiten Teilzeit, Ehefrauen häufiger als Alleinerziehende. 30 Prozent beziehen Transferzahlungen. Mütter von kleinen Kindern arbeiten seltener als Frauen ohne Kinder. Väter dagegen arbeiten häufiger als kinderlose Männer.
Betrachten wir eine Teilgruppe, die 30- bis 44-Jährigen. Unter ihnen leisten Männer durchschnittlich zwei Stunden mehr Erwerbsarbeit (5,16 vs. 3,13 Stunden täglich), Frauen schuften zwei Stunden mehr im Haushalt und bei der Betreuung der Familie (2,45 vs. 4,44). Männer sind ein bisschen mehr im Ehrenamt tätig (0,18 vs. 0,15) und haben ein wenig mehr Zeit übrig für „soziales Leben und Unterhaltung (2,19 vs. 2,12); sie verwenden mehr Zeit für Sport, Hobbys und Spiele (2,08 vs. 1,41), Frauen ein wenig mehr für den „persönlichen Bereich, physiologische Regeneration“ (10,25 vs. 10,48). Unterm Strich: Männer und Frauen, Väter und Mütter arbeiten durchschnittlich ziemlich genau gleich viel.
„Frauen: Faul oder unfähig?“ Diese Überschrift dürfte ein Artikel über die Frage, warum Frauen weniger Erwerbsarbeit leisten, nicht tragen. Zurecht! Über Mütter, die sich freiwillig für die Mutterschaft und gegen die Erwerbsarbeit entscheiden, wird nur in rechten Kreisen gesprochen. An anderer Stelle wird dagegen, nun auch in der FAS, die Tatsache skandalisiert, dass Frauen, in besonderem Maß Mütter mehr Arbeit im Privaten leisten. Bleibt es dabei, werden die Probleme von überforderten jungen Paaren mit Kindern nicht gelöst. Die „anderen Seite“ der Zeitkontingentrechnung in ideologischer Absicht zu unterschlagen, hilft keiner Mutter, die tatsächlich mehr Erwerbsarbeit anstrebt, und sie nutzt keinem Vater, der in der 40-Stunden-Falle (plus Überstunden und After-Work-Verpflichtungen) gefangen ist. Über Konzepte, die jungen Eltern in diesem Punkt helfen könnten, ist auf den zwei Seiten der FAS keine Rede. Faul oder unfähig? In jedem Fall verschwendeter Platz.