Lesung
Peter Köpf
Wo ist Lieutenant Adkins?
Das Schicksal desertierter Nato-Soldaten in der DDR
24. Januar 2017, 18 Uhr
Gedenkbibliothek zu Ehren der Opfer des Kommunismus
Nikolaikirchplatz 5-7
10178 Berlin (Nikolaiviertel)
Dass Soldaten aus der DDR in den Westen flüchteten, weiß jeder. Dass Nato-Soldaten in die DDR überliefen, ist weitgehend unbekannt. Dabei hatten die Deserteure gute Gründe: US-Soldaten wollten nicht auf den asiatischen Schlachtfeldern sterben, Franzosen nicht in Nordafrika; ein paar Briten und Holländer wollten helfen, das “menschlichere System” aufzubauen, und einige Afroamerikaner wollten sich die Liebe zu weißen Frauen weder von ihren Kameraden noch vom Ku-Klux-Klan zu Hause verbieten lassen. Der DDR-Regierung und der Stasi waren sie willkommene “Waffen gegen die Kriegstreiber”. Westliche Geheimdienste versuchten, die Abtrünnigen heimzuholen. Nicht alle hielten dieser Zerreißprobe stand: Charles Lucas studierte die Bibel, bevor er den Gashahn aufdrehte, William Smallwood landete im Zuchthaus, und dann ist da noch William Adkins alias John Reed: Er verschwand am 4. Mai 1963 spurlos – tot war er nicht.